Sebastian Neckel: Schön, dass du da bist. Schön, dass du heute gekommen bist. Die Frage, die ich mir stelle, ist, kommst nicht nur du, sondern kommt auch der März Investitionsbooster. Das besteht aus vier Teilen. Abschreibung von 30 Prozent, schrittweise absenke Körperschaftssteuer auf 10 Prozent ab 2028, E-Mobilität für Unternehmen und Investitionsbooster in Forschung. Das alles die Sachen, am 11. Juli verabschiedet werden sollen. Erleichterung für die deutsche Wirtschaft von knapp 46 Milliarden Euro im Bereich 2025 bis 2029 habe ich gehört. Natürlich ist das wiederum Geld auf der anderen Seite, was ja irgendwo bei den klaren Kommunen und lässt sich fehlen, wenn man diese Erleichterung reingibt. Aber die Frage, die mir zustande ist, wenn dieser Booster kommt, wie stark wird dieser Booster wirklich für uns sein, ist das die Trendwende für die deutsche Wirtschaft.
Ulrich Stephan: Ja, danke Sebastian. Also zum einen hat sich die Bundesregierung ja vorgenommen, Gesprächen mit den Ländern dann die Verluste dort gegebenenfalls auszugleichen. Also ich glaube schon, dass es dann einen gewissen Booster geben wird für die Wirtschaft. Der wird allerdings kleiner ausfallen, als man ihn sich wahrscheinlich erhofft hat, zumal ja auch die Steuersenkungen dann erst in der nächsten Legislaturperiode anfangen. werden. Also insofern, es ist schon eine gewisse Entlastung der Wirtschaft. Ob es sehr viel bringen wird, da habe ich noch ein paar Zweifel, denn strukturelle Themen werden eben viel zu wenig angegriffen. Also insbesondere Bürokratie und all die Dinge, die damit zusammenhängen, sind im Moment nicht auf der Agenda der Bundesregierung. Also insofern, ja, es wird einen gewissen Booster geben, aber der ganz große Durchbruch ist es aus meiner Sicht noch nicht.
Sebastian Neckel: Das ist die Billion, Die Billion, die investiert werden soll.
Ulrich Stephan: Ja, ich glaube, brauchen strukturelle Themen, Sebastian. Wir können nicht alle strukturellen Themen immer nur mit Geld zuflastern, sondern wir brauchen wirklich Änderungen hier in Richtung Bürokratie, im Sinne von Steuern und Abgaben, im Sinne von Energiekosten, im Sinne von Arbeitsmarkt und so weiter und so fort. Also da gibt es doch einiges zu tun, was sich die Wirtschaft sicherlich wünschen würde und was sie auch entlasten könnte und damit zu mehr Investitionsbereitschaft führen würde. Das Booster-Gesetz bringt da sicherlich gewisse Themen, aber es ist am Ende aus meiner Sicht noch zu klein, ⁓ wirklich die Wirtschaft in Deutschland wieder auf Fahrt zu bekommen. Man muss sagen, die neue Bundesregierung hat mit den Maßnahmen die Stimmung ein Stück weit gedreht. Man sieht das ja in den Stimmungsindikatoren, PMIs beispielsweise, die da aus der Wirtschaft veröffentlicht wurden, sowohl für das verarbeitende Gewerbe wie aber auch für die Services. Aber dass wir jetzt also auf ein deutlich höheres Potenzialwachstum kommen, wie das eigentlich notwendig ist, das wird dieses Boostergesetz noch nicht bringen.
Sebastian Neckel: Ja, ganz Europa will ja investieren, Geld in die Wirtschaft reinpuppen. hast es gerade schon angesprochen, wo die kritischen Punkte da liegen könnten. Wenn man jetzt mal Richtung Europa guckt, Inflationsrate im Euroraum im Mai gesunken auf 1,9 Prozent, Kerninflation bei 2,3 Prozent, DZB hat weiterhin prognostizierte Inflation von 2 Prozent gesagt. Jetzt aus deiner Sicht, wenn wir uns angucken, wir haben jetzt gerade geopolitische Spannung bekommen. Die Investitionen, die angekündigt worden sind, können natürlich auch inflationstreibend sein, was dann vielleicht einhergehend wiederum ist mit steigenden Zinden, was ja für viele Unternehmen auch wiederum die Kehrseite der Medaille ist. Also wie blickst du momentan auf die Eurozone? Wie guckst du auf das Inflationsziel und die Zinspolitik der EZB?
Ulrich Stephan: Ja, also Frau Lagarde hat auf der letzten oder nach der letzten EZB-Sitzung bei der Pressekonferenz sehr verhalten reagiert. Sie hat gesagt, dass die EZB hier sich gut aufgehoben fühlt, dass sie wohl nahe am neutralen Zins ist. da ja laut Aussagen ist nicht mehr allzu viel zu erwarten. Der Markt preist noch einen Zinsschritt in diesem Jahr ein, auf dann 1,75. Ich halte das für realistisch. Natürlich ist die Inflation zuletzt deutlicher gesunken. lag am starken Eurokurs, das lag aber auch an den niedrigen Energiepreisen. Mal gucken, wohin die sich entwickeln werden jetzt mit dem Konflikt im Nahen Osten und was auch immer da noch in Zukunft passieren könnte. Und auf der anderen Seite müssen wir natürlich immer noch die Zölle, Sebastian, im Auge behalten, die ja so nicht verhandelt oder ... Verhandlungsergebnis bis zum 8. Juli vorliegen wird, am 9. Wirklichkeit werden sollen. Vielleicht wird bis dahin Ergebnis erreicht, vielleicht werden sie auch verlängert. Man weiß es nicht, aber die Drohung ist zumindest da und vor dem Hintergrund glaube ich, dass die EZB im Moment auch gut beraten ist, das zu tun, was Frau Lagarde gesagt hat, nämlich die Unsicherheit zu beobachten, abzuwarten und dann zu entscheiden, wie man weitere Geldpolitische Schritte machen wird, vielleicht gibt es dann noch einen Schritt auf 1,5 innerhalb der nächsten zwölf Monate, aber da wäre ich sehr vorsichtig. Also ich glaube, dass der Markt die Lage mit 1,75 EZB Deposit, also Einlagensatz, sehr gut einschätzt.
Sebastian Neckel: Du hast die Unentsicherheit am Markt angesprochen. Eine Sache neben der geopolitischen Krisen, die wir vielleicht noch ansprechen werden, natürlich diese immer wieder Zollpolitik, die Donald Trump in seinen ersten Monaten angekündigt hat, durchgesetzt hat, zurückgenommen hat, die Aktienmärkte auf eine regelrechte Berg- und Talfahrt geschickt haben. Jetzt hat die Zinsen... auf dem Niveau von 425 bis 450 erhalten, also seit Januar quasi fortgeschrieben. Und das war auch eigentlich von keiner Zinssenkung zu erwarten, da die Inplationsrate nahe der Zielrate ist, die man sich vorgenommen hat. Der Arbeitsmarkt relativ robust schien. Jedoch haben jetzt die ersten FED-Beamten doch daran Zweifel getragen und aufgezeichnet gesagt, naja, vielleicht sind die Wirtschaftspoladen doch nicht so gut, die Arbeitsversicherheit könnte in diesem Jahr doch stärker steigen als das, man im März erwartet hat. was dann ja auch einen gewissen negativen Effekt auf die Wirtschaft hat. Und auch Jerome Powell hat ja in seiner Pressekonferenz gesagt, man müsste jetzt erstmal abwarten, was passiert. Man müsste genau die Zinspolitik, die Zollpolitik von Trump, sich angucken, eine Inflationspart rauszugeben. Und damit einhergehen natürlich auch weitere Maßnahmen der FED sich genau überlegen. Wie ist denn dein Blick aktuell auf die US-Wirtschaft, die US-Entwicklung? Und was glaubst du, wird die FED in diesem Jahr noch unternehmen?
Ulrich Stephan: Jerome Paul hat sich da nicht sehr beliebt gemacht beim amerikanischen Präsidenten, der sich bis zu zweieinhalb Prozentpunkte niedrigere Zinsen wünscht. Da weist man darauf hin beim hohen Schuldenberg der USA, was das eben kostet, diese hohen Zinsen. Das ist sicherlich richtig. Auf der anderen Seite ist es eben so, dass die FED nicht den hohen Schulden oder der Staatsfinanzierung verpflichtet ist, sondern der Inflation und der Arbeitslosigkeit. Hier ist sie tatsächlich in einer ausgesprochen unkomfortablen, schwierigen Situation. Sie hat auch in ihrer letzten Sitzung, also der Geldpolitische Rat, FOMC, die Inflationserwartungen deutlich nach oben angehoben, die Wachstumserwartungen nach unten. Und da sieht man eben diesen Spagat, den die FED jetzt durchhalten muss zwischen schwächerem Wachstum und höherer Inflation. Die Arbeitslosenquote wird auf viereinhalb Prozent erwartet. Das ist immer noch moderat höher, aber es ist natürlich ein Stück weit höher. Und die FED ist ja auch der Arbeitslosenquote oder der im Arbeitsmarkt hier verbunden. Also insofern keine schöne Situation. Nichtsdestotrotz würden Zölle und selbst wenn die allgemeinen Zölle nicht kommen sollten, wenn es also zu einem Verhaltensergebnis bis zum 8. Juli kommen sollte, dann reden wir ja immer noch über sektorale. Zölle, Aluminium, Stahl, Autos, Autoteile und so weiter und so fort. das alles ist möglicherweise oder ich würde sogar sagen sehr wahrscheinlich für die amerikanische Volkswirtschaft inflationstreibend. Und deswegen ist es wahrscheinlich auch richtig, dass die amerikanische Notenbank im Moment noch abwartet und sieht, wie diese Verhandlungen laufen. Sie hat da keine besondere Eile. Die Inflation ist immer noch zu hoch, vor allen Dingen in der Kernrate der Inflation. Und deswegen erwarten wir, dass es möglicherweise einen ersten Schritt geben wird in diesem Jahr. Aber erst im Herbst, also möglicherweise im September, nicht vorher, sondern die Notenbank eben abwarten wird, wie denn diese Entscheidungen jetzt fallen werden. Neben den Zöllen steht ja auch noch potenziell zumindest ein höherer Ölpreis im Raum. hier sind die USA relativ autark, nicht so sehr von dem Nahen Osten betroffen. Aber nichtsdestotrotz eine Schwerung beispielsweise der Straße von Hormuz möglicherweise dazu führen oder mit Sicherheit dann dazu führen, dass der Ölpreis höher werden würde auch in den Vereinigten Staaten. Also all diese Dinge muss die FED berücksichtigen und danach ihre Geldpolitik ausrichten. Insgesamt sind die USA was Wachstum angeht relativ robust würde ich sagen wir erwarten schon einen gewissen Soft Patch hier noch über den Sommer aber es wird ja auch noch neben den Zöllen über Big Beautiful Bill diskutiert ist noch nicht ganz durch den Kongress durch also hängt im Moment im Senat es gibt da verschiedene Änderungsvorschläge mal gucken wie die abgestimmt werden und ob die dann vor allen Dingen im Haus wieder angenommen werden. da sind wir noch mitten in den Verhandlungen. Das soll eigentlich auch bis zum 4. Juli entschieden sein. Da würde Trump gerne am Unabhängigkeitstag sozusagen diesen Big Beautiful Bill Act unterschreiben. Mal gucken, das gelingen wird. Und damit wären dann eben höhere Schulden, Stichwort inflationstreibend, niedrigere Steuern, Stichwort weiteres Defizit. Stichwort, was machen die Leute mit dem Geld? Wahrscheinlich konsumieren, also auch das inflationstreibend in den Karten. Und insofern, wie gesagt, die Wirtschaft wächst etwas schwächer, aber immer noch relativ robust und Jerome Paul und die FED warten wahrscheinlich aus guten Gründen ab, bevor sie weitere Zinsschritte gehen wollen.
Sebastian Neckel: Ja und Sie hatten angesprochen, du hast gesagt, die Wirtschaft wächst. Jetzt haben wir aber ja im Grunde schon fast den Big Bang. Das wird sich bisschen makaber an, aber gerade gesehen in letzten Tagen. Wir haben den Krieg in Russland und Ukraine, wir haben den Krieg zwischen Israel und dem Iran. Jetzt haben die Amerikaner sich auch eingemischt. Du vorhin auch angesprochen, gewisse Auswirkungen auf den Ölpreis, auf weitere Commodities. Du hast angesprochen, hat auch Auswirkungen auf... Die Straße von Hormuz eventuell, falls Sie das angedrückt haben, dicht machen sollten. Wie negativ sind denn die Straßen von Hormuz die Schließung oder eine mögliche Schließung? Wie negativ sind die Effekte auf die Weltwirtschaft, dass das Recht noch mal einsortieren kann? Und ich weiß, das ist schwieriges Thema, vielleicht kannst du auch noch bisschen aus deiner Sicht eine Prognose abgeben, was du vor dem Ölpreis in dieser Zeit erwartest.
Ulrich Stephan: Ich hab die Frage nicht gehört, das war bei mir ein Hänger. Ich war einfach eingefroren, ich hab's nicht gehört.
Sebastian Neckel: Okay, da fange ich nochmal an. Ich hab's gleich. Jetzt hast du ja über die Unsicherheiten gesprochen, mit denen die Zentralbanken zu kämpfen haben. Natürlich die Zölle auf der einen Seite, aber auch die geopolitischen Bewegungen, die wir momentan sehen. Lass uns bitte noch einmal etwas deep dive reingehen in das Thema Ölpreiskommodities. Aber auch Auswirkungen sollten die Iraner wirklich die Straße von Hummus blockieren. Was würde das für die Weltwirtschaft bedeuten? Was würde das für unser BIP-Evente bedeuten? Und der zweite Punkt wäre für mich die Frage, wo siehst du die Entwicklung des Ölpreises hinlauf momentan?
Ulrich Stephan: Ja, also die Straße von Hormuz ist sicherlich ein kritischer Punkt. Wir wissen natürlich heute nicht, ob es überhaupt passiert, wenn ja, dann wie. Es gibt verschiedene Analysen, sagen, die Iraner könnten diese Straße von Hormuz, etwa 55 Kilometer mehr enge, nicht auf Dauer sperren, sondern dann würde sofort, Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Aber wir erinnern noch an das Schiff, was mal im Suezkanal festgelegen hat. Durch die Straße von Hormuz gehen nicht nur ungefähr 20 % der Ölnachfrage pro Tag, sondern auch in erheblichem Maße Gas. Deswegen ist sie ein sehr kritischer Punkt, der natürlich für Energieversorgung der Welt neuralgisch ist und die Welt ganz empfindlich treffen könnte. Interessanterweise, wenn man beispielsweise nur auf den Iran guckt fördert der Iran im Moment 3,4 Millionen Berylöl pro Tag. Davon werden 50 Prozent exportiert und davon wiederum 90 Prozent nach China. Also würde der Iran die Straße von Hormuz sperren, würde er nicht nur die westliche Welt treffen und die Weltwirtschaft insgesamt, sondern diese Maßnahme würde auch den Iran treffen. und natürlich auch die Volksrepublik China. Also Freunde macht man sich damit nicht, weder in der Region noch darüber hinaus. Nichtsdestotrotz kann man das natürlich nicht ausschließen. Und es gibt Analysten, glauben, eine solche Maßnahme im Golf von Persien an der Straße von Humus passieren, dass der Ölpreis also bis auf 120 Dollar steigen könnte. Also fast eine Verdoppelung vom jetzigen Niveau. Wie gesagt, das wäre natürlich ... keine gute Nachricht. Zumal Saudi-Arabien, die arabischen Emirate, auch der Oman sicherlich Ölkapazitäten hätten, die dann auch die Vereinigten Staaten von Amerika, die dann freigesetzt werden könnten. Aber gerade diese arabischen Länder transportieren eben auch ihr Öl ganz überwiegend durch die Straße von Hormuz und deswegen würden Förderausweitungen da zumindest kurzfristig kaum helfen, man müsste dann die Straße von Humus wieder möglichst schnell freiräumen. Also da muss man einen Blick drauf haben, glaube ich, wie dieser Konflikt weitergeht, was die Ölpreise machen und wie, Auswirkungen das dann auf die Weltwirtschaft hat. Natürlich Inflation, natürlich Wachstum. Also Energieversorgung ist sicherlich ein ganz, ganz empfindlicher Punkt, der hier getroffen werden könnte.
Sebastian Neckel: Ja, Oli, vielen Dank. denke mal, zwei Botschaften wollte ich auch mal mitgeben. Du hast es angesprochen, die Unsicherheit, das Risiko natürlich auch, was wir da momentan im Nahen Osten sehen, in Kombination natürlich mit dem Russland-Ukraine-Krieg auf der Anlagenseite, auch wenn das natürlich, du hast gesprochen, Bürokratieabbau extrem wichtig ist, aber auch die Unterstützung, die die Wirtschaft kriegen kann durch Investitionsmaßnahmen, die jetzt momentan europäisch doch so langsam anlaufen. Also ich glaube, es sind so Gesichter, die wir jetzt achten müssen. Deshalb umso wichtiger natürlich da ganz eng dran zu bleiben und in 14 Tagen bei dir das nächste Mal zuzuhören, wie da die Entwicklung weiter aussieht. Vielen Dank, Uli.
Ulrich Stephan: Sehr gerne, Sebastian.